Foto: Uli Gasper

Ort: Menhiranlage an den Scheftheimer Wiesen bei Roßdorf

Fotograf: Uli Gasper

Aufgenommen am: 05.01.2018

Hintergrund: Steinkreise? In England, in der Bretagne – aber bei uns gibt es sie eher nicht. Jedenfalls war ich dieser Meinung, bis ich beim Radfahren rund um die Scheftheimer Wiesen auf ein Schild mit der Aufschrift „Menhiranlage“ stieß. Tatsächlich liegt hier, in der Nähe von Roßdorf ziemlich versteckt und vom Ruthsenbach durchflossen eine eher unscheinbare Anordnung 14 etwa hüftgroßer Brocken. Die Neugier war geweckt – nur die Ergebnisse der Recherche, wie es denn zu dieser kleinen Hinkelstein-Ansammlung gekommen ist, waren eher spärlich. So viel ist sicher: Entdeckt wurde der Steinkreis 1967 vom Roßdörfer Heimatforscher Heinrich Gunkel. Die bislang nur durch Amateure untersuchte und gepflegte Anlage gilt in Südhessen als einmalig.

Hier wurden Spuren der wenig erforschten jungsteinzeitlichen Rössener Kultur, der Hinkelsteinkultur und der Eisenzeit (keltische Gruppen) gefunden. Ja, es gibt tatsächlich eine Hinkelstein-Kultur, das ist nicht die Erfindung französischer Comic-Zeichner. Tatsächlich konnte man sich die Errichtung der teils riesigen Menhire nur durch die Kräfte von Riesen – vulgo: Hünen – erklären. Aus Hünensteinen wurden aus Witz oder Unverständnis „Hühnersteine“ und dann Hinkelsteine. Irgendwie hat sich dieser Begriff durchgesetzt. Aber es gibt ja auch ein Krokodil, das nach Lemmy benannt wurde. Wissenschaft ist manchmal eigentümlich.

Foto: Uli Gasper

Wozu die Steinkreise dienten, ist unklar. Kultstätte, Sonnenbeobachtung, Kraftfelder – die Theorien gehen weit auseinander. Relativ wahrscheinlich ist ein Zusammenhang mit Begräbnisriten, da an den Scheftheimer Wiesen auch Hügelgräber zu finden sind (an der Bernhardsbrunnenschneise).

Aufmerksame P-Leser wissen: Rund ums Oberfeld und die Scheftheimer Wiesen zwischen Darmstadt und Roßdorf kann man gut joggen [P-Redakteur Paddy hatte da mal eine Strecke ausgekundschaftet und im März-P 2015 in der Rubrik „Laufend Darmstadt“ vorgestellt]. Doch hier gibt es – neben der Menhiranlage – eben auch noch Naturdenkmäler wie die Scheftheimer Eiche, die Mornewegeiche und das Bernhardsbrünnchen. Das ganze Gebiet steht unter Naturschutz. Seid also bitte fair zur Natur!

 

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